Helmkamera-Träger durch ihre Bewegungen identifizierbar

Träger von Helmkameras sind identifizierbar, auch wenn sie selbst nicht auf den Videos zu sehen sind. Verantwortlich dafür ist der eigene Körperbau, der sich sehr speziell auf Wackler in den Aufnahmen auswirkt.

Mit GoPros, Google Glass & Co. lassen sich Geschehnisse unauffällig aufnehmen, ohne dass der Kameramann selbst auf dem Video zu sehen wäre. Wie Forscher der Hebräischen Universität von Jerusalem herausgefunden haben, sind die Filmer aber keineswegs anonym. Körperbau, Skelett, Muskeln, Größe und Haltung des Trägers sorgen für Kamera-Wackler, die Professor Shmuel Peleg und Yedid Hoshen fast so eindeutig sind wie ein Fingerabdruck.

Wie The Verge berichtet, reichten den Forschern im konkreten Fall vier Sekunden Videomaterial aus, um anhand des „optischen Flows“ die Identität der Versuchspersonen ermitteln. „Es ist wie ein Fingerabdruck“, so Peleg. „Um eine Person zu finden, musst Du erst einmal deren Fingerabdruck haben. Aber wir können zwei Videos vergleichen und sagen, ob diese von der gleichen Person aufgenommen wurden oder nicht.“

Als Körperwackel-Fingerabdruck brauche man aber nicht unbedingt mit einer Helmkamera aufgenommenes Videomaterial. Wie die beiden Forscher erklären, ließen sich die erforderlichen Informationen bezüglich der Physiognomie des Trägers auch aus Videos gewinnen, die die jeweiligen Personen zeigen, beispielsweise Aufnahmen von Überwachungskameras. Fun Fact von der Insel: Auf elf Briten kommt eine Überwachungskamera.

Wie die Forscher in ihrem Paper weiter schreiben, ließe sich auf diese Art und Weise aber beispielsweise auch eine Diebstahlsicherung für tragbare Kameras entwickeln. Passt das Wackler-Profil nicht zum rechtmäßigen Besitzer, würde die Helmkamera dann einfach den Dienst verweigern.

Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass analog zu den Helmkameras auch möglich ist, ein Bewegungsprofil für aus der Hand aufgenommene Videos zu ermitteln – und dann eben wieder über Vergleiche mit bekanntem Material den Kameramann zu ermitteln. Schließlich sind wir bei der Physiognomie der Arme auch alle ein bisschen unterschiedlich.

Unterm Strich zeigen diese Forschungsergebnisse ein weiteres Mal, wie viele Daten wir auch ungewollt streuen. Abgesehen von den Spuren, die wir beim Hochladen von Videos hinterlassen, erlauben auch die Clips selbst mehr Rückschlüsse auf uns, als uns möglicherweise lieb ist. Und viele dieser Technologien und Auswertungsmöglichkeiten stehen ja erst noch am Anfang.

Das mag mir nun völlig egal sein, wenn ich mich ab und zu mal beim Skifahren oder Bergsteigen filme. Aber wenn ich dann einmal im Parcours-Stil durch abgesperrtes Privatgelände turne oder gegen grenzdemokratische Regime demonstriere und mich dabei filme, sollte ich mir im Klaren sein, dass ich möglicherweise anhand des Videomaterials identifizierbar bin.

Vielleicht gibt es ja auch bald eine Möglichkeit, über einen optischen Bildstabilisator für eine Anonymisierung zu sorgen.

Quelle: TheVerge

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